In Bärnau bläst der Wind am stärksten!

Gemeinsam mit Bürgermeister Stier aus Bärnau informierten sich der Kreisverband der Grünen Tirschenreuth und die Kreistagsfraktion über die Möglichkeiten der regenerativen Energieerzeugung in der Region und den damit verbundenen Zukunftschancen.

MdB Lisa Badum in Bärnau / Fotos: Bündnis 90/Die Grünen

Dazu hatten sie die Bundestagsabgeordnete Lisa Badum, Obfrau für Klimaschutz und Energie sowie Vorsitzende des Unterausschusses internationale Klima- und Energiepolitik, nach Bärnau eingeladen.

Bärnau. Mit sichtlichem Stolz präsentierte Bürgermeister Alfred Stier die Windkraftanlagen der Firma Strauß & Niebauer Grenzlandwind (in Ellenfeld). Herr Stier berichtete von seiner anfänglichen Skepsis bis hin zur leidenschaftlichen Begeisterung für dieses Projekt. Schließlich gehe es um das Wohl der Gemeinde. Als Bürgermeister trage er dazu bei, das Beste für die Zukunft zu ermöglichen. Er berichtete, dass dem Landratsamt Tirschenreuth Planungen für das Gemeindegebiet „Stöberlhof“ und „Hinterer Steinberg“ vorliegen. Es handelt sich um einen der windhöffigsten Standorte im Landkreis und somit ist es hier genau richtig Windkraft zu nutzen!

Vom Standort der Windkraftanlage konnten sich die vielen Interessierten aus den Landkreisen Weiden, Neustadt und Tirschenreuth, ein Bild über die derzeitigen Anlagen machen. Gekommen war auch Landtagsabgeordnete, Kreistagsmitglied und Stadträtin Anna Schwamberger (Grüne).

Wind, Wasserstoff & Co 

“Es kommt Gutes aus Berlin für die nördliche Oberpfalz”

Lisa Badum, grünes bayerisches Mitglied im Klima- und Energieausschuss des Bundestages stellte vor, wie besonders die Oberpfalz durch die Gesetze aus dem Hause Habeck in Berlin profitiert. Gab es zwar im LK Tirschenreuth schon vor 30 Jahren Windkraftpioniere wie die Ödwind GmbH, so passierte doch die letzten Jahre sehr wenig und es gab keine Wind-Regionalplanung in der Oberpfalz wie in anderen Regionen Bayerns. Erst die Beschleunigungsgesetze aus Berlin beendeten die 10-H Regel und den Stillstand. Nun werden Windkraft-Hochburgen wie Bärnau hoffentlich bald viele weitere Projekte folgen. Auch bei der Solarenergie wurden die Vergütungen verbessert und die Verfahren vereinfacht.

Außerdem werden die nördliche Oberpfalz und Oberfranken auch weiter aufgrund der guten Windbedingungen Wasserstoff-Potenzialregion sein, was auch wichtig für die Industrie ist. In der Bundesregierung haben die Planungen für ein Wasserstoff-Kernnetz in Deutschland bereits begonnen.

Was ist drin für Tirschenreuth?

Die Energiewende in der Oberpfalz wird voran gebracht mit Druck auf die Landesregierung und deutlich verbesserte Rahmenbedingungen. 10H ist endlich Geschichte. Die Wasserstoffproduktion wird Fahrt aufnehmen. Es gibt Planungssicherheit für alle Akteure in der Region. Kommunen und Unternehmen werden Treiber der Energiewende!

Hierzu hatten die Grünen 3 regionale Akteure eingeladen die ihre Erfahrungen mit den regenerativen Energien schilderten

Laura Weber (Grüne) Geschäftsführerin ZENO Natur Weiden 

„Erneuerbare Energie muss dezentral und vor Ort erfolgen, die Menschen müssen an der Wertschöpfung teilhaben. Daher gilt es der Unterstützung von Bürgerenergiegenossenschaften und Energy Sharing, was die Bundesregierung jetzt endlich tut. Wärmewende ist Stromwende“. Die Möglichkeit, wie in Haßfurt, Power to Gas nutzen! Dort handelt es sich um die erste praktische Realisierung einer wasserstoffbasierten und CO2-freien Speicherkette für regenerativen Strom, die von der Stromerzeugung aus Windenergie über die Umwandlung in Wasserstoff mittels Elektrolyse und Speicherung in Drucktanks bis hin zur Rückverstromung über Kraft-Wärme- Kopplung führt.

Problem aber hier. Die Bürokratie und das gerade von Landratsämter, die nicht wissen wie sie mit Flächen umgehen sollen (z.B. Landschaftsschutzgebiet). Ebenso Schutz vor Investoren aus dem Ausland, durch die keine oder zu wenig Wertschöpfung vor Ort möglich ist.

Bernhard Schmidt Geschäftsführer der NEW (FW) – Neue Energien West eG

stellte kurz die Genossenschaft vor. So konnte er berichten, dass die Interkommunale Genossenschaft NEW zu den größten bayerischen Energiegenossenschaften gehört. Mittlerweile sind über 1.800 Mitglieder bei Ihr als Anteileigner beteiligt. In den letzten 14 Jahren seit Bestehen wurden 20 Dachanlagen und 15 Freiflächenphotovoltaikanlagen errichtet. Weiterhin betreibt die Genossenschaft zwei Windräder, ein Nahwärmenetz, eine Biogasanlage und kann bereits seit dem Jahr 2014 ihren Mitgliedern einen eigenen Stromtarif anbieten.

Schmidt hatte einen Wunschzettel für die MdB Lisa Badum vorbereitet. So warb er vor allem darum analog einer Förderung für PV, die es ja seit über 20 Jahren gibt, jetzt eine Förderung für Speichertechnologie im großen Stil aufzulegen. Wir müssen vor allem unsere PV-Stromerzeugung speichern und in die Nacht zum Verbrauchen verschieben, so Schmidt. Dies würde auch die Zeit bis zum Ausbau der Verteilnetze überbrücken.

Weiterhin wünschte Schmidt vom Frau Badum, die Zertifizierungswut bei der Errichtung von Anlagen für Erneuerbare Energien wieder abzumildern. Nach der kompletten Fertigstellung der z. B. PV-Parks ist eine komplette Zertifizierung nötig so Schmidt. Ohne dieser Zertifizierung erfolgt kein Anschluss an das Verteilnetz. Leider sind hierfür viel zu wenige Zertifizierer vorhanden, so dass manche Anlagen zwar fertiggestellt sind, aber bis zu 18 Monate auf den Anschluss und somit die Einspeisung warten.

Für das Thema Stromerzeugung auf dem eigenen Dach und den Verbrauch im lokalen Umfeld, also nicht nur im eigenen Haus, sondern auch z. B. beim Nachbarn, wandte sich Schmidt mit der Bitte an die MdB sich das Energy Sharing Modell in Österreich anzusehen.

Birgit Grünbauer, NES Schadenreuth,

berichtet über den langen Atem, den man braucht um die gültigen Genehmigungen zu bekommen, dass viele Geld, welches ausgegeben werden muss, um dann mit kurzfristigen Änderungen wieder von vorne zu beginnen

Seit den Jahr 2010 arbeite die NES an der Realisierung des Projektes „Silberschlag“. Die Beteiligen sind Anwohner an den Windpark bzw. Einwohner von Erbendorf. Bereits seit 2012 gibt es Planungen für den Windpark Silberschlag. Zusammen mit TÜV Süd Wind wurden Windmessungen mit einem Windmessmast über 3,5 Jahre am geplanten Windparkstandort durchgeführt. Die dabei gemessenen Winddaten sind optimal für die Errichtung von Windrädern. Es gab immer wieder Rückschläge bei der Planung zum Windpark. Im Jahr 2014 das 10H Gesetz. Im Jahr 2016 der neue bayerische Winderlass, der alle Untersuchungen bis dahin obsolet machte und neue Untersuchen und Gutachten gemacht werden mussten. Jetzt sind die Unterlagen zur Prüfung nach Bundesimmissionsschutzgesetz beim Landratsamt Tirschenreuth eingereicht. Sie wünsche sich vor allem Planungssicherheit und auch von Seiten der Ämter gute und zuverlässige Arbeit.

Wichtig war den Veranstaltern aber vor allen der Austausch und die Diskussion „wir wollen vor Ort die Menschen verstehen und Politik mit und für die Bürger*innen machen“ betonte Josef Schmidt der die Moderation des Abends innehatte.

Elektrolyse in Wunsiedel?

Als Nachbarlandkreis von Wunsiedel wurde an Lisa Badum auch die Frage gestellt, warum es dort Schwierigkeiten gab. „Ich habe, mich in Berlin für den Elektrolyseur in Wunsiedel eingesetzt, dass der Elektrolyseur bald mit Strom von örtlichen Windpark in Betriebe gehen kann. Leider wurde der damalige Anschluss verzögert und war dadurch in diese Kostensteigerung gefallen.“

Heizen mit Holz

Nicht so einig wie beim Thema Windkraft und Wasserstoff war man sich zum Schluss beim Thema Heizen mit Holz Hier wurde über die aktuellen Gesetzesentwürfe aus Berlin diskutiert. Viele Sorgen und Falschinformationen vorgetragen, die es zu berichtigen galt. „Zur Beruhigung: es darf auch weiterhin mit Holz geheizt werden!“ so die Bundestagsabgeordnete. Gerade hier in der Oberpfalz wissen die Menschen, was aus dem Wald entnommen werden kann. Restholz weiter zu verheizen war und ist weiterhin mit den Vorgaben aus dem Ministerium zu vertreten. Vor allem das Bauen mit Beton verursacht gigantische Mengen an CO².  Wenn der Wunsch nach alternativer Bauweise mit Holz als Baumaterial und Dämmstoff umgesetzt wird, ist Holz in naher Zukunft ein knappes Gut. Daher ist es nur von Vorteil, wenn zukunftsorientiert und weitsichtig alternative Lösungen einbezogen werden.

Am Ende der Veranstaltung waren sich alle einig es braucht dringend große Veränderungen um die bevorstehenden Auswirkungen einer deutlich schneller voranschreitenden Klimaveränderung auffangen zu können.

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